Souveräner Kantersieg ...

… könnte man denken, wenn man das Endergebnis unseres Mannschaftskampfes gegen Lendersdorf sieht. Der wahre Spielverlauf stellte sich aber ganz anders dar. Zwischenzeitlich hätten wir uns auch nicht beklagen können, wenn wir das Match verloren hätten. Doch der Reihe nach:

Lendersdorf hatte etwas Schwierigkeiten mit der Anreise und so verzögerte sich der Start. Um 11:00 Uhr waren zwar genügend (vier) Spieler anwesend, aber ohne Mannschaftsführer war man nicht in der Lage, die eigene Aufstellung bekanntzugeben. Mit einer ¼ Stunde Verspätung konnten wir das Spiel aber endlich beginnen. Mit Ausnahme von Arnold, dessen Gegner noch ca. weitere 20 Minuten später eintraf.

Von der Verzögerung ließen wir uns zunächst nicht beeinträchtigen. Arnold wählte die Benoni-Verteidigung und erreichte schnell die optimale Aufstellung für seine Figuren und angesichts des deutlichen DWZ-Überschusses sollte der Punkt nur eine Frage der Zeit sein. Auch bei mir lief die Eröffnung recht aussichtsreich. In der Winawer-Variante der Französischen Eröffnung verzichtete ich auf die Rochade und setzte meinen Gegner am Königsflügel unter Druck.

Ebenso sah es bei Werner nicht schlecht aus. Im Budapester Gambit hätte er seinem Gegner einen Zentrumsbauern abnehmen und klaren Vorteil erreichen können. Stattdessen griff er sich den Bauern auf b7, welchen man eigentlich selbst dann nicht nehmen sollte, wenn es gut ist. Auch damit hätte er das bessere Spiel erhalten. Hätte, hätte, Fahrradkette …, stattdessen übersah Werner eine taktische Finesse und musste seine Dame gegen zwei Leichtfiguren geben. Er wehrte sich zwar tapfer, aber das Ergebnis der Partie war besiegelt, Lendersdorf ging mit 1½:½ in Führung. Kurz zuvor hatte Pascal in ungefähr ausgeglichener Stellung den Punkt geteilt.

Zu diesem Zeitpunkt war nicht damit zu rechnen, dass das Lendersdorfer Punktekonto an diesem Tag keinen Zuwachs mehr erhält. Zu schlecht hatte sich das Geschehen für uns entwickelt. Arnold gewann zwar die Qualität, übersah dann aber eine mögliche gegnerische Springergabel. Um die Gabel und das damit verbundene Turmendspiel mit Minusbauern zu vermeiden, musste er einen gegnerischen Freibauern auf d6, verbunden mit einem dominanten Springer zulassen, was mindestens genauso schlimm aussah. Nicht viel besser sah es bei Samuel, Daniel und Valeri aus. Alle hatten einen Landwirt weniger und kämpften eher um den halben als den vollen Punkt. Immerhin konnte ich in Folge meiner Initiative inzwischen materielle Erfolge verbuchen und Christians Partie steuerte auf eine Punkteteilung zu. So hatten wir zumindest noch etwas Hoffnung.

Und unsere Hoffnung wurde nicht enttäuscht. Plötzlich ging bei Lendersdorf fast nichts mehr. Zunächst sorgte ich für den Ausgleich. Mein Gegner wollte sich das Matt nicht mehr zeigen lassen und gab nach 28 Zügen die Partie auf. Parallel konterte Daniel die gegnerische Aktivität mit Drohungen gegen den weißen König. Sein Gegner opferte daraufhin Haus und Hof und konnte damit einen nicht ungefährlichen Angriff einleiten. Aber am Ende konnte sich Daniel durchsetzen und uns in Führung bringen.

Kurz vor der Zeitkontrolle wendete sich auch bei Arnold und Valeri das Blatt. Arnold konnte dem gegnerischen mittlerweile schon auf d7 stehenden, einen eigenen Freibauern auf b2 entgegensetzen. Dieser Freibauer bescherte Arnold einen Mehrturm und kurz darauf den vollen Punkt. Valeris Gegner übersah in leichter Zeitnot eine Fesselung und verlor eine Figur. Leider spielte aber auch Valeri in der Zeitnotphase (und auch im weiteren Verlauf) etwas ungenau. Er verpasste es, zusätzlich zu der Figur auch noch einen Bauern abzugreifen. So konnte sein Kontrahent mit einem gedeckten Freibauern auf d3 auf etwas Gegenspiel verweisen. Im weiteren Verlauf gelang es ihm tatsächlich einen weiteren Bauern auf die 3. Reihe zu schieben und Valeri musste die Figur zurückgeben. Aber damit war der Mannschaftskampf quasi entschieden, da Valeri das Endspiel mit gleichfarbigen Läufern und drei gegen zwei Bauern praktisch nicht mehr verlieren konnte.

Auch Christians Gegner griff kurz vor der Zeitkontrolle fehl. Mit einem Minusbauern versuchte er zwar noch das Blatt zu wenden und lehnte ein Remisangebot Christians ab, doch es war nichts mehr zu machen. Nach 62. Zügen musste er sich geschlagen geben und wir hatten den Mannschaftskampf gewonnen.

Valeri konnte bald darauf ebenfalls seinen Mehrbauern verwerten und es blieb noch die Partie von Samuel. Sein Gegner war die ganze Partie am Drücker. Seinen zwischenzeitlichen Mehrbauern hatte er zwar wieder eingebüßt, aber im auf dem Brett stehenden Turmendspiel hatte er auf Grund der besseren Bauernstruktur die aussichtsreicheren Chancen. Doch ihm fehlten die Ideen und Mittel zur Verwertung des Stellungsvorteils, während Samuel geschickt Verteidigung mit aktiven Spiel verband. So steuerte die Partie auf eine Punkteteilung zu. Doch Samuels Gegner wollte sich damit nicht zufrieden geben und überzog seine Stellung. So stand am Ende ein vor allem in dieser Höhe glücklicher 6,5 :1,5 Erfolg.

Zeitgleich siegte im Spitzenspiel Horrem gegen Herzogenrath. Damit konnte wir zwar auf den 2. Platz hinter Horrem klettern, aber unsere Aufstiegschancen sind angesichts des Horremer Restprogramms und des verlorenen direkten Vergleichs nur noch theoretischer Natur.

 

Br.Rangnr.SV Erftstadt 1-Rangnr.SV Lendersdorf 16,5:1,5
1 1 Huhndorf, Arnold - 1 Voulon, Oliver 1:0
2 2 Harcke, Andreas - 2 Flatten, Arnold 1:0
3 7 Statz, Samuel - 3 Hinz, Holger 1:0
4 8 Berkle, Pascal - 4 Grünich, Andreas ½:½
5 1001 Effer-Uhe, Daniel - 5 Schiffer, Stefan 1:0
6 1002 Hartmann, Valeri - 6 Chraibi, Mohcine 1:0
7 1003 Volk, Christian - 8 Bausch, Bernd 1:0
8 14 Baumgarten, Werner - 1001 Gerhards, Jürgen 0:1

 

Tabelle: Verbandsliga West nach dem 8. Spieltag

Pl.Mannschaft123456789101112Sp.MPBP
1 SV Horrem 1 ** 4,5 4,5 5,0 4,5 4,5 4,0 4,0 6,5 8 14 37.5
2 SV Erftstadt 1 3,5 ** 5,5 6,5 4,5 4,0 6,0 4,5 5,5 8 13 40.0
3 SV Herzogenrath 1 3,5 ** 4,5 5,0 6,0 6,0 3,5 6,0 7,0 8 12 41.5
4 PTSVAachen 1 3,0 3,5 ** 4,0 4,5 5,0 4,0 5,0 7,5 8 10 36.5
5 SK Kerpen 1 3,5 3,0 ** 4,0 4,5 4,0 4,0 5,0 6,5 8 9 34.5
6 Pulheimer SC 1 3,5 2,5 2,0 4,0 ** 4,5 5,0 5,5 6,5 8 9 33.5
7 SV Lendersdorf 1 4,0 1,5 4,0 3,5 3,5 ** 5,5 4,5 4,5 8 8 31.0
8 Aachener SV 2 4,0 3,5 2,0 3,5 2,5 ** 4,5 5,0 5,0 8 7 30.0
9 SVG Übach-Palenberg 1 4,0 3,0 4,0 3,0 3,5 ** 3,5 4,5 5,5 8 6 31.0
10 Eschweiler SC 1 1,5 2,0 4,5 4,0 4,0 3,5 3,0 4,5 ** 8 6 27.0
11 SVG Düren Derichsweiler 1 3,5 2,0 3,0 3,0 2,5 3,0 3,5 ** 5,5 8 2 26.0
12 SV Turm Bergheim 1 2,5 1,0 0,5 1,5 1,5 3,5 2,5 2,5 ** 8 0 15.5